Versicherungsarten in Deutschland – von notwendig bis verzichtbar

Deutschland ist das Land der Versicherten, denn im Durchschnitt zahlen die Bundesbürger über 2.000 Euro pro Jahr an Versicherungsprämien. Dabei sind noch nicht einmal die Beiträge zur Sozialversicherung enthalten, also insbesondere zur Renten- und Krankenversicherung.

Zahlreiche Versicherungen sind empfehlenswert oder sogar notwendig, aber es gibt auch durchaus Versicherungsarten, die nur für einige Gruppen interessant oder sogar überflüssig sind. Wir möchten im folgenden Beitrag gerne einen Überblick darüber geben, welche Versicherungen es hierzulande gibt, wie wichtig diese sind und worauf Sie bei der Auswahl Ihres Versicherungsschutzes achten sollten.

Grundlegende Versicherungen bereits im Sozialsystem enthalten

Das deutsche Sozialsystem ist eines der besten der Welt, da es unter anderem beinhaltet, dass die elementaren Risiken dort bereits abgesichert sind. So besteht die Sozialversicherung mit den von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu leistenden Sozialabgaben insbesondere aus den folgenden Komponenten:

  • Gesetzliche Rentenversicherung
  • Gesetzliche Unfallversicherung
  • Arbeitslosenversicherung
  • Krankenversicherung
  • Pflegeversicherung

Diese fünf Säulen der Sozialversicherung sichern bereits zahlreiche existenzielle Risiken ab. Dennoch gibt es diverse private Versicherungen, die ebenfalls sinnvoll und teilweise sogar notwendig sind. Sie ergänzen oder erweitern den Schutz der gesetzlichen Versicherung, decken aber zum Teil auch gänzlich andere Risiken ab.

Die wichtigsten privaten Versicherungen im Überblick

Es gibt eine Reihe privater Versicherungen, die sehr wichtig oder sogar notwendig sind. Eine Versicherungsart, die ebenfalls in den Bereich der privaten Versicherung fällt, aber für die entsprechend Betroffenen gleichzeitig eine Pflichtversicherung darstellt, ist die Kfz-Haftpflichtversicherung. In Deutschland ist nämlich jeder Kfz-Halter, der sein Fahrzeug auf öffentlichem Raum bewegt, dazu verpflichtet, mindestens eine Kfz-Haftpflicht Versicherung zu besitzen. Darüber hinaus ist es im Rahmen der Autoversicherung natürlich auf freiwilliger Basis ergänzend und erweiternd möglich, zusätzlich eine Teil- oder Vollkaskoversicherung abzuschließen. Die Autoversicherung gehört insgesamt sicherlich zu den wichtigsten privaten Versicherungen überhaupt, aber selbstverständlich nur unter der Voraussetzung, dass Sie Halter bzw. Fahrer eines motorisierten Fahrzeuges sind.

Neben der Autoversicherung gibt es noch einige weitere private Versicherungen, die in die Rubrik notwendig bzw. dringend zu empfehlen fallen, nämlich:

  • Private Haftpflichtversicherung
  • Berufsunfähigkeitsversicherung
  • Zahnzusatzversicherung
  • Private Unfallversicherung
  • Grundbesitzerhaftpflicht (für Immobilieneigentümer)
  • Gebäudeversicherung (für Immobilieneigentümer)

Die Privathaftpflicht wird allgemein als wichtigste private Versicherung überhaupt bezeichnet. Der Grund ist der, dass durch diese Versicherung zahlreiche Gefahren im Alltag, zumindest in finanzieller Hinsicht, abgedeckt werden können. Wer zum Beispiel in einer Galerie versehentlich ein wertvolles Gemälde beschädigt oder gar zerstört, der muss laut BGB vollständig für den entstandenen Schaden aufkommen. Im Ernstfall kann dies zu Kosten im fünf- oder sogar sechsstelliger Höhe führen, die jedoch beim Vorhandensein einer Privathaftpflicht abgedeckt sind.

Ebenfalls zu den nach Expertenmeinung im Grunde unverzichtbaren Versicherungen gehört die Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Berufsunfähigkeit ist sicherlich neben der Arbeitslosigkeit und dem Tod das größte finanzielle Risiko, denn mit dem Wegfall der Arbeitskraft erzielt der Betroffene in aller Regel kein Einkommen mehr. Zwar gibt es von gesetzlicher Seite aus durch die Erwerbsminderungsrente eine Absicherung, jedoch ist diese äußerst gering und reicht bei Weitem nicht aus, damit der Betroffene seinen erworbenen Lebensstandard annähernd halten kann. Stattdessen bietet die Berufsunfähigkeitsversicherung ausreichenden Schutz bei Eintritt einer Berufsunfähigkeit und sollte daher von jedem Arbeitnehmer sowie – noch wichtiger – Selbstständigen und Freiberuflern abgeschlossen werden.

Ebenfalls in die Rubrik der wichtigen privaten Versicherungen fällt die Zahnzusatzversicherung für gesetzlich Krankenversicherte sowie die private Unfallversicherung. Die Zahnzusatzversicherung ist deshalb zu einer äußerst wichtigen Versicherung geworden, weil die gesetzlichen Krankenkassen insbesondere bei Zahnersatz nur noch einen geringen Teil der Kosten übernehmen. Da Zahnersatz nicht selten deutlich über 1.000 Euro kostet, können diese Kosten für den Betroffenen ohne Zahnzusatzversicherung zu einem echten Problem werden. Die private Unfallversicherung hingegen soll insbesondere den Schutz durch die gesetzliche Unfallversicherung ergänzen.

Die gesetzliche Unfallversicherung greift nämlich nur im Zusammenhang mit der Ausübung einer beruflichen Tätigkeit oder bei Kindern innerhalb des Besuchs der Schule. Da die meisten Unfälle sich jedoch im Freizeitbereich ereignen, können diese Risiken ausschließlich über eine private Unfallversicherung abgedeckt werden. Alternativ kommt insbesondere für Kinder übrigens auch eine Kinderunfall- bzw. eine Kinderinvaliditätsversicherung infrage.

Empfehlenswerte Versicherungen im Überblick

In die zweite Gruppe von Versicherungen fallen nicht die notwendigen oder dringend zu empfehlenden Versicherungsarten, sondern diejenigen Versicherungen, die größtenteils empfehlenswert, aber nicht unbedingt notwendig sind. Zudem kommt es bei einigen dieser Versicherungen darauf an, ob der Verbraucher in der Praxis überhaupt das zu versichernde Risiko eingeht. In der Übersicht sind es unter anderem die folgenden Versicherungsarten, die in die Gruppe der durchaus empfehlenswerten Versicherungen fallen:

  • Rechtsschutzversicherung
  • Krankentagegeldversicherung
  • Auslandskrankenversicherung
  • Reiserücktrittsversicherung
  • Vollkaskoversicherung
  • Grundfähigkeitsversicherung
  • Hausratversicherung

Die Rechtsschutzversicherung zählt in Deutschland mittlerweile durchaus zu den empfehlenswerten Versicherungen, da Rechtsstreitigkeiten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben. Selbst unter der Voraussetzung, dass man selbst niemanden verklagen möchte, bietet die Rechtsschutz-Versicherung einen guten Passiv-Schutz und ist daher insbesondere für Familien mit Kindern sehr zu empfehlen. Zudem gibt es die Rechtsschutzversicherung auch für den beruflichen Bereich, sodass die spezielle Betriebs- oder Berufsrechtsschutz-Versicherung insbesondere für Freiberufler und Selbständige wichtig sein kann.

Eine weitere Versicherung, die definitiv empfehlenswert ist und mitunter sogar in die Gruppe der wichtigen Versicherungen gehören kann, ist die Hausratversicherung. Hier muss man unterscheiden, ob bereits ein gewisser Wert des Hausrates vorhanden ist oder nicht. Wer zum Beispiel aus dem Elternhaus auszieht und daher nur einen geringwertigen Hausstand hat, der muss nicht zwingend zu Beginn eine Hausratversicherung abschließen. Wer allerdings bereits mehrere Jahre einen eigenen Hausstand besitzt, der sollte nicht auf die Hausratversicherung verzichten.

Empfehlenswert sind weitere zuvor genannte Versicherungen, die allerdings zum Großteil vom jeweiligen Anlass abhängig sind. So ist beispielsweise die Auslandskrankenversicherung tatsächlich nur dann sinnvoll, wenn Sie sich über einen etwas längeren Zeitraum im Ausland aufhalten. Ähnliches gilt für die Reiserücktrittsversicherung, die selbstverständlich nur dann Sinn macht, wenn Sie in absehbarer Zeit eine gebuchte Reise antreten möchten. So gibt es durchaus einige Versicherungsarten, die bezüglich ihrer Bewertung ausschließlich davon abhängig sind, ob der gegebene Anlass zur Absicherung tatsächlich vorhanden ist.

Verzichtbare bis überflüssige Versicherungen

In die dritte Gruppe von Versicherungen fallen diejenigen Versicherungsarten, die augenscheinlich für den Großteil der Bevölkerung verzichtbar oder sogar überflüssig sind. Zwar werden auch durch diese Versicherungen gewisse Risiken abgedeckt, aber oftmals ist das Eintreten dieser Risiken entweder sehr unwahrscheinlich, der mögliche Schaden vergleichsweise gering oder es besteht bereits eine anderweitige Absicherung durch eine Versicherung. Im Allgemeinen sind es insbesondere die folgenden Versicherungsarten, die von Verbraucherschützern und manchen Experten in der Vergangenheit bereits häufiger als verzichtbar bis wenig sinnvoll eingestuft wurden:

  • Insassenunfallversicherung
  • Handy-Versicherung
  • PC-Versicherung
  • Haushaltsgeräte-Versicherung
  • Reisegepäckversicherung

Die Insassenunfallversicherung mag zwar auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, jedoch wird das versicherte Risiko oftmals bereits durch andere Versicherungen abgedeckt. Sitzen Sie beispielsweise bei einem Bekannten im Fahrzeug und ereignet sich aufgrund der Tatsache ein Unfall, dass ein anderer Autofahrer ein Stoppschild nicht beachtet, würde die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers für sämtliche Schäden aufkommen, auch für eventuelle Gesundheitsschäden Ihrerseits.

In diesem Fall wäre eine Insassenunfallversicherung demzufolge schlichtweg überflüssig. Darüber hinaus besitzen zahlreiche Bundesbürger eine private Unfallversicherung, die im Schadensfall, also beispielsweise bei einem Unfall mit Verletzungsfolgen, ebenfalls eintreten würde. Auch dann wäre die Insassenunfallversicherung eine unnötige zusätzliche Absicherung. Es gibt in der Praxis daher nicht viele Situationen, in denen die Insassenunfallversicherung tatsächlich sinnvoll und wichtig wäre.

Ganz ähnlich verhält es sich mit der Reisegepäckversicherung, denn entweder kommt die Versicherung des Transportunternehmens für Beschädigungen oder Abhandenkommen von Reisegepäck auf oder das Gepäck wird gestohlen, weil Sie es aus den Augen gelassen haben. Dann jedoch zahlen viele Reisegepäckversicherungen nicht, weil Ihr Verhalten als grob fahrlässig eingestuft wird. Bei Handy-, PC- und Hausgeräte-Versicherungen ist es so, dass die Höhe der Versicherungsprämie oftmals nicht im Verhältnis zum möglichen Schaden steht. Zudem gibt es auch hier Ausschlüsse, wie zum Beispiel unsachgemäße Behandlung des Gerätes oder – falls Sie beispielsweise Ihr Handy aus Versehen fallen lassen – die Versicherung übernimmt oftmals ebenfalls nicht die entstandenen Kosten.

Fazit zu Versicherungen: notwendig bis überflüssig

Aufgrund der zuvor genannten Einteilung können Sie jetzt vielleicht etwas besser einschätzen, welche Versicherungen hierzulande tatsächlich notwendig, welche wichtig, welche empfehlenswert und welche Versicherungen eher überflüssig sind. Trotzdem sollten Sie natürlich immer im Einzelfall prüfen, ob für Sie ein größeres Risiko besteht, sodass vielleicht für andere Personen eher überflüssige Versicherungen dennoch sinnvoll sein können. Ferner ist es sehr zu empfehlen, vor dem Abschluss einer Versicherung mehrere Angebote einzuholen, denn die Konditionen unterscheiden sich – insbesondere bezüglich der zu zahlenden Versicherungsprämie – zum Teil erheblich.