So verbessern Sie Ihre Bonität

Die Bonitätsprüfungen der Banken werden strenger. Um dennoch den benötigten Kredit zu erhalten, gibt es einige Tipps und Tricks, um die eigene Bonität zu „boosten“.

Ohne ausreichende Bonität gibt es gar keinen Kredit, mit guter Bonität bessere Konditionen. So in etwa lautet die Grundregel zur Bonität und sie illustriert auch schon, weshalb sie für jeden Kreditsuchenden entscheidend ist. Doch wie kommen Banken überhaupt zu ihrer Einschätzung, ob man kreditwürdig ist? 
Die Bonität jedes Kreditwerbers setzt sich aus Hardfacts wie der Einkommens-, Vermögens- und Schuldensituation zusammen sowie aus den ­Softfacts. Dazu zählen beispielsweise ein sicheres Berufsumfeld und (steigerungsfähige) Einkommenschancen.

Der wichtigste Punkt ist für Banken die Leistbarkeit des Kredits über die gesamte Laufzeit. Eine ausreichende Besicherung ist ein weiteres Kriterium, das jedoch in letzter Zeit etwas an Bedeutung verliert. Dazu erklärt Martin Kogler, Wohnbauexperte der RLB OÖ: „Seit Inkrafttreten des Hypothekar- und Immobilienkreditgesetzes im März 2016 darf eine Hypothekarfinanzierung nicht mehr ausschließlich aufgrund einer guten Besicherung vergeben werden, sondern es muss geprüft werden, ob sich der Kreditnehmer aus heutiger Sicht die Rückzahlung langfristig leisten kann.“ Die Folge: „Damit rücken automatisch Faktoren wie Höhe und Nachhaltigkeit des Einkommens, regelmäßige Ausgaben, Dauer des Beschäftigungsverhältnisses etc. in den Vordergrund. Wenn aufgrund von Erfahrungen in der Vergangenheit auf ein regelmäßiges Einkommen in der Zukunft geschlossen werden kann, ist das jedenfalls von Vorteil“, so Kogler.

Blick in die Vergangenheit

Das verleiht auch Verhaltens-Ratings von Stammkunden eine stärkere Bedeutung, beispielsweise bei der Erste Bank: „Die Bonität des Kunden spiegelt sich im Verhaltens-Rating wider. Positive Erfahrungen mit diesem können durchaus einen positiven Beitrag bei der Entscheidungsfindung leisten so wie auch umgekehrt im negativen Sinn“, erklärt die Erste Bank gegenüber GEWINN. Auch bei der Bank Austria fließt eine langjährig einwandfreie Kundenbeziehung positiv in die Kreditentscheidung mit ein. Und die Oberbank meint: „Das Wissen über die wirtschaftliche Situation des Kunden, insbesondere das Zahlungsverhalten, können positive Auswirkungen auf die Kreditvergabe haben.“

Folgende Tipps lassen sich daraus ableiten: Begleichen Sie stets alle Rechnungen pünktlich, um nicht in den „Schwarzen Listen“ von KSV und Co. zu landen. Sorgen Sie immer für ausreichende Cash-Reserven auf dem Konto, statt notorisch zu überziehen (falls sich ein Liquiditätsengpass ankündigt, gibt es vielleicht eine Spareinlage, von der man kurzfristig etwas „hinüberschieben“ kann?). Besonders viele „Pluspunkte“ bringt es übrigens, wenn man es schon mal geschafft hat, einen laufenden Kredit vorzeitig zu ­tilgen.

Die schnellen Bonitäts-Booster

Wenn die Anschaffung schon bald erfolgen soll und bereits in den kom-
menden Monaten eine Finanzierung benötigt wird, gibt es folgende „Schnellhilfen“:

  • Zeigen Sie, was Sie haben: Ob Immobilien, Wertpapiere oder sonstiges Vermögen, legen Sie es der Bank gegenüber offen. Denn „aktuell vorhandene Vermögenswerte spielen in der Bewertung des finanziellen Status des Kunden grundsätzlich eine positive Rolle. Im Idealfall sind diese auch als Sicherheit verwendbar“, so die Bank Austria auf Anfrage. Auch nicht vergessen, rät Infina-Geschäftsführer und Wohnbau-Finanzexperte Harald Draxl, sollte man: „Bestehende Lebensversicherungsverträge mit entsprechenden Rückkaufswerten sind als zusätzliche Besicherung einfach bereitzustellen und verbessern jedenfalls sofort die ­Bonität.“

  • Laufende Verbindlichkeiten rasch abdecken: Als mögliche Akutmaßnahme zur Bonitätsverbesserung empfiehlt Draxl die Abdeckung eines kurzfristig laufenden Privatkredits oder Leasings durch Eigenmittel. „Dadurch verbessert sich die Haushaltsrechnung sofort und somit auch die Leistbarkeit des Kredits. Vor allem bei Immobilienkreditanfragen ist das häufig ein guter Trick, mehr Liquidität in der Schuldentilgung zu bekommen.“ Zu diesem Zweck kann oft auch innerhalb der Familie Geld aufgetrieben werden. Zur Not könnten auch Wertpapiere, Zweitautos, teure Uhren, Gold etc. verkauft werden.

  • Zweiter Kreditnehmer: „Weiters könnte die Hinzuziehung des Lebenspartners in den Kredit als zweiten Kreditnehmer die Gesamtbonität maßgeblich verbessern. Dies ist aber laut neuer Gesetzeslage nur dann möglich, wenn der zweite Kreditnehmer auch sogenannter Nutznießer der Immobilie ist. Das heißt, dass dieser zumindest in die neue Immobilie einzieht, jedoch nicht unbedingt, dass er Eigentümer sein oder werden muss“, erläutert Draxl. Achtung: Nicht alle Banken akzeptieren zusätzliche Kreditnehmer. Und eine Warnung auch an den Partner: Ohne Miteigentümer zu werden, ist das ein Liebesdienst, der sich nach einer Trennung schnell rächt!

  • Nebenjob annehmen: Ist das Stammeinkommen zu gering, kann es durch geringfügige Nebenjobs aufgebessert werden.

  • Vermietung: Durch die geplante Vermietung von Räumlichkeiten oder Wohnungen, die nicht dringend benötigt werden – gerne auch in der Immobilie, die auf Kredit gekauft werden soll – lässt sich das Einkommen, mit dem die Bank kalkuliert, ebenfalls aufbessern.

  • Die richtige Bank: Ist es mit der Bonität etwas knapp, sollten laut Draxl solche Banken bzw. Bausparkassen ausgewählt werden, die z. B. auch anteilig das 13. und 14. Gehalt mitberücksichtigen, was wiederum die Leistbarkeit erhöht. Auch die Berücksichtigung und Gewichtung von Mieteinnahmen, Beihilfen, Alimenten und Trinkgeldern in der Haushaltsrechnung sollte erfragt werden – hier unterscheiden sich die Banken nach wie vor.

  • Kombinationsfinanzierungen: Ein Teil bei einer Bank, ein Teil bei der Bausparkasse ist manchmal hilfreich, weil Bausparkassen eine moderatere Haushaltsrechnung als Banken haben, diese dafür häufig niedrigere Zinsen.

Drehschraube Kreditlaufzeit

Hilft das alles zu wenig, kann noch eine Ausdehnung der Laufzeit helfen. Grundsätzlich sollte der Kredit für den Nutznießer der Immobilie allein bedienbar sein. Dabei rechnet das Kreditinstitut den Kredit mit einer durchschnittlichen Verzinsung von vier Prozent auf die Laufzeit durch.

Da wird es für viele eng, Draxls Tipp: „Eine möglichst lange Kreditlaufzeit mit möglichst langen Fixzinssätzen beantragen. In diesem Fall wird nämlich nicht die durchschnittliche Verzinsung von vier Prozent herangezogen, sondern der aktuell vereinbarte Fixzinssatz. Dieser liegt auf 20 Jahren bei 2,25 bis 2,875 Prozent, somit deutlich darunter.“
Tipp: Die start:bausparkasse bietet derzeit sogar 2,99 Prozent Fixzinsen auf 30 Jahre.