Ist Blockchain die Zukunft der Versicherung?

Von der teuersten Pizza der Welt zu Versicherung

Als Laszlo Hanyec am 19. Mai 2010 die ersten beiden Pizzen mit Bitcoin bezahlt hatte, musste er dafür 10.000 Bitcoin bezahlen. Heute hat Bitcoin einen Wert von über 4.700 Dollar und man würde wohl über 500 Pizzen für nur einen einzigen Bitcoin bekommen. Bitcoin steht allerdings nicht nur für extreme Wertsteigerungen. Diese ergeben sich aus dem Potential der Blockchain-Technologie unser Geldsystem für immer auf den Kopf zu stellen. Erstmals gibt es dezentrales, nicht-kopierbares elektronisches Geld, das ohne Banken auskommt.

Überall kann man lesen, wie groß der Einfluss der Blockchain auf die Bankenwelt ist. Banken werden theoretisch mehr oder weniger obsolet. Aber was ist mit den Versicherungsgesellschaften? Inwieweit bringt uns die Blockchain auch hier weiter und hat sie vielleicht sogar das Potential auch Versicherungen überflüssig zu machen?

Satoshi Nakamoto, Alice und Versicherungen

Als der geheimnisvolle Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto Bitcoin in einem Whitepaper vorgestellt hatte, hat er die Versicherungsindustrie mit keinem Wort bedacht. Trotzdem, Bitcoin ist mehr als nur digitales Geld. Mit Bitcoin hat Satoshi ein Zahlungsmittel erfunden, mit dem wir online bezahlen können, ohne dass wir auf eine Bank angewiesen sind, die die Transaktion korrekt verarbeitet und weiterleitet. Aber Bitcoin selbst war nur der Anfang der Blockchain-Technologie.

Im Gegensatz zu Bitcoin erlauben andere Plattformen ganze Computerprogramme als automatisch ausführbaren Code auf ihrer Blockchain. Diese Programme nennt man Smart Contracts. Sie können transparent von jedem eingesehen werden. Mit diesen Smart Contracts, die zum Beispiel Ethereum in mächtigen Umfang bereitstellt, können ganze Unternehmen in Form von Computer-Code ins Netzwerk gestellt werden. Einmal erstellt, brauchen sie dann uns Menschen nicht mehr, sondern funktionieren komplett autark. Wie könnte man also Smart Contracts dazu verwenden ganze Versicherungsunternehmen auf die Blockchain zu stellen?

Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns einmal Alice an. Alice möchte ihr Haus gegen Sturm versichern. Alice könnte das ganze natürlich über eine normale Wohngebäudeversicherung abdecken. Aber Alice ist leidenschaftliche Krypto-Investorin und hält Bitcoin und Ether. Sie überlegt sich deshalb, ob sie ihr Haus auch einfach und kostengünstig über die Blockchain gegen Sturm versichern kann.

Warum wir Versicherungen nicht mögen, aber brauchen

Versicherung ist das Versprechen, dass eine Versicherungsgesellschaft uns in einem definierten Fall, Geld ausbezahlt. Wir vertrauen also darauf, dass die Versicherung zur Stelle, wenn der Wind bläst und das Haus von Alice abdeckt.

Damit das auch klappt, passt die Aufsicht auf, dass die Versicherungen nicht Pleite gehen und auch wirklich zahlen, wenn es einmal so weit ist. Eine Reihe von Paragraphen und eigenen Gesetzen sowie seitenweise Versicherungsbedingungen bestimmen die Ansprüche zwischen dir und deiner Versicherung. Das alles ist ein riesen Aufwand, mit dem einzigen Ziel dafür zu sorgen, dass die Versicherung auch zahlt, wenn dein Keller mit Wasser vollläuft oder die Lebensversicherung deiner Großtante fällig wird.

Außerdem erledigen in der Versicherungsbranche Sachbearbeiter die einzelnen Bearbeitungsschritte: von der Entscheidung, ob jemand versichert wird (Antragsbearbeitung), bis hin zur Entscheidung, ob die Versicherung auch das abgedeckte Dach bezahlt (Schadenbearbeitung).

Versicherung basiert also auf Vertrauen und ist von standardisierten Prozessen abhängig. Zwei Dinge, die uns beim Umgang mit Versicherungen wirklich nerven.

Versicherung und Blockchain – so könnte es funktionieren

Blockchain ist genau in diesen zwei Dingen gut, die für die Versicherungsbranche interessant sein könnten: das Schaffen von Vertrauen und die Automatisierung von Prozessen.

Blockchain kann Vertrauen dezentralisieren. Niemand muss sich also mehr darauf verlassen, dass eine Versicherung auch ihren Verpflichtungen nachkommt, wenn dies im Code schon fest definiert ist. Über die Blockchain wird Vertrauen dezentral von allen Nutzern hergestellt.

Smart Contracts bilden dann die Funktion eines Versicherungsunternehmens ab. Sie automatisieren die Risikoprüfung und die Schadensprüfung bis hin zur Auszahlung. Alle Prozesse in der Versicherung können also auf der Blockchain in Form von programmierten Code liegen. Eine einfache Möglichkeit wäre: wird in deiner Heimatstadt über eine Stunde lang ein Wind stärker als 130kmh gemessen, bekommst du eine Entschädigung ausgezahlt.

Alice, die Versicherung und die Blockchain

Zurück zu Alice. Alice muss sich also nicht auf die Sachbearbeiter und auf das Wort und die Zahlungsfähigkeit der Versicherung verlassen. Sie kann sich auch über die Blockchain versichern. Sie zahlt die Versicherungsprämie als Kryptowährung in einen Smart-Contract ein. Wird in Alice Heimatstadt ein starker Wind gemessen, dann zahlt der Smart-Contract Alice automatisch einen Teil der Versicherungssumme aus.

Das alles klingt schön. Allerdings gibt es eine riesige Anzahl von Problemen, weshalb Alice immer noch besser bei dem Versicherungsmakler ihres Vertrauens anruft, anstatt Ether an einen Smart Contract zu schicken.

Trotzdem gibt es schon eine Hand voll Pioniere, die daran arbeiten mit der Blockchain-Technologie die Versicherung der Zukunft zu erfinden.