eSIM Karte bei Telekom, Vodafone und o2: Fest verbaute virtuelle SIM-Karte auf dem Vormarsch!

Erst Vodafone, dann o2 – und dann auch noch die Telekom. Schon seit 2016 setzen die deutschen Netzbetreiber auf die Einführung der eSIM, einer fest verbauten SIM-Karte im Endgerät. Durch diese virtuelle SIM-Card soll der Austausch (z.B. bei einem Handyanbieter-Wechsel) der klassischen Karte aus Plastik wegfallen.

Klingt bequem und einfach, doch welche Nutzer haben wirklich einen Vorteil davon? Und wann geht die feste SIM-Karte für Smartphones in Serie? Ende 2018 kommt jedenfalls langsam Fahrt in den Markt, denn alle Netzbetreiber bieten die eSIM an – und auch die Auswahl an Geräten steigt langsam.

Wofür steht die Abkürzung eSIM?

Zuvor ein kleiner Exkurs zur Begrifflichkeit:

Wird sich die fest verbaute eSIM-Karte durchsetzen?

Ein Blick in die Wikipedia zeigt: Die Abkürzung eSIM steht für embedded Subsricber Indentity Module, also eine eingebaute (= physisch fest verbaute) SIM im Gegensatz zu den klassischen SIM-Karten (SIM, microSIM, Nano-SIM).

Die wir noch selbst einsetzen müssen, wenn wir ein neues Smartphone gekauft oder einen neuen Handyvertrag geschlossen haben.

Das heißt also im Klartext: Anders als bei jetzigen Smartphones können eSIMs nicht entnommen werden, da sie sich im Innern der Geräte befinden.

Wie funktioniert eine eSIM? Was passiert beim Anbieterwechsel?

Kernidee einer eSIM: Die SIM-Karte, auf der die relevanten Informationen für die Mobilfunknutzung hinterlegt sind, muss künftig nicht mehr manuell ausgetauscht werden. Sondern wird »umprogrammiert«. Der Anbieterwechsel vollzieht sich somit geräuschlos, ohne dass ihr SIM-Karten in Geräten austauscht.

Individuelles eSIM-Profil mit eID statt SIM-Karte

Zusammengefasst heißt das: Ihr habt auf der virtuellen SIM-Karte eSIM ein entsprechendes Profil, das ihr via Aktivierungscode (bekommt ihr bei Vertragsabschluss) in Betrieb nehmt. Dieses Profil könnt ihr herunterladen und das Endgerät damit nutzen.

Die sogenannte eID (eigentlich: eUICCID) ist damit die Identifikationsnummer für eure eSIM-Karte, für die ihr den Code benötigt.

eSIM-Profil vor Handy-Verkauf unbedingt löschen!

Vorsicht, wenn ihr euer Gerät verkauft: Mit aktivierter eSIM können auch andere euer Profil und damit euren Vertrag nutzen. Vor einer Geräteweitergabe bzw. einem Verkauf solltet ihr daher stets euer heruntergeladenes eSIM-Profil auf dem Mobilgerät vollständig löschen!

Größenvorteile der eSIM

Ein wichtiger Vorteil der neuen eSIM ist ihre Größe: Sie ist bedeutend kleiner als herkömmliche SIM-Karten und damit vor allem für den Einsatz in intelligenten Smartwatches geeignet. Nicht weiter verwunderlich also, dass die ersten erhältlichen eSIM-Geräte nicht Handys, sondern Smartwatches waren.

Durch den Platz sparenden Einbau ist es nämlich möglich, die Smartwatch unabhängig von der Kopplung mit einem Smartphone zu nutzen. So könnt ihr über eure Uhr Musik streamen, surfen oder telefonieren, auch ohne das Handy dabeizuhaben.

eSIM Geräte – Handys, Smartwatches und Tablets mit embedded SIM

Eine fest verbaute eSIM setzt vor allem voraus, dass es Geräte gibt, in denen diese eSIM enthalten ist. Bislang verlief der Release von eSIM-tauglichen Geräten eher schleppend. Das hat sich jedoch mittlerweile geändert, spätestens seit dem Release der ersten eSIM-iPhones. Auch Google Pixel 3 und Google Pixel 3 XL können mit eSIM genutzt werden.

  • iPhone Xs
  • iPhone Xs Max
  • iPhone Xr
  • Apple Watch Series 3
  • Apple Watch Series 4
  • iPad Pro 2018
  • Google Pixel 3
  • Google Pixel 3 XL
  • Samsung Galaxy Watch

Stand: November 2018

Zugegeben, die Liste ist nach wie vor kurz. Mal schauen, welche Handy-Neuheiten der kommenden Monate dann mit eSIM versehen sind ;-).

eSIM Anbieter: Welche Provider unterstützen die eSIM?

Schon 2016 haben die Netzbetreiber die eSIM angekündigt. Gute zwei Jahre später ist die Auswahl an Tarifen noch immer recht klein – die Netzbetreiber sind bis auf wenige Ausnahmen die einzigen Provider, die die eSIM-Profile tatsächlich freischalten. Und das auch längst nicht mit jedem Gerät. Dass das iPhone eine eSIM besitzt, heißt also längst nicht, dass ihr diese auch verwenden könnt.

Hier heißt es also: Geduld bewahren. Immerhin: Meistens könnt ihr die eSIM kostenlos ausprobieren. Wie das funktioniert, verraten wir für die einzelnen Provider in einem eigenen Beitrag.

Telekom eSIM – auch mit Prepaid-Tarif nutzbar

Die Telekom stellt die eSIM zum Beispiel für iPhone Xs, Xs Max und Xr sowie für die Apple Watch Series 3 und 4 bereit. Die eSIM könnt ihr als Hauptkarte oder als MultiSIM nutzen. Außerdem gehört der D1-Netzbetreiber zu den wenigen Providern, die die eSIM auch für Prepaid-Tarife schalten.

Vodafone eSIM zum Red Vertrag

Zum Vodafone Red bzw. Young Vertrag könnt ihr die eSIM als Hauptkarte oder als MultiSIM buchen.

Telefónica / o2 eSIM

Auch bei der Telefónica gibt es die eSIM zum Laufzeitvertrag (o2 Free). Bisher stehen nur wenige unterstützte Geräte zur Verfügung, die Liste soll jedoch nach und nach erweitert werden.

eSIM bei Blau

Bei der Telefóncia-Marke Blau ist die eSIM ebenfalls bereits erhältlich. Ihr könnt diese in Kombination mit einem Laufzeittarif verwenden.

eSIM bei Drillisch

Alles andere als komfortabel ist die Bestellung einer eSIM bei Drillisch − möglich ist es aber natürlich:

eSIM bei congstar

Seit Ende 2019 habt ihr auch bei congstar die Chance auf eine eSIM. Allerdings ist die Bestellung der congstar eSIM nicht direkt im Bestellprozess, sondern komplizierter im Nachhinein erst möglich.

eSIM bei fraenk

Seit Mai 2021 bietet fraenk eine eSIM an − als Alternative zur klassischen Triple-SIM-Karte aus Plastik. Übrigens direkt im Bestellprozess wählbar.

eSIM bei Klarmobil und freenet Mobile

Für kurze Zeit waren die sogar gratis: Nun zahlt ihr einmalig 24,95 € als Ersatzkarte für die Klarmobil eSIM bzw. freenet Mobile eSIM.

eSIM und Prepaid-Tarife – keine starke Kombi

Wie sieht’s aus mit der eSIM in Sachen Prepaid-Tarife? Auch hier gibt’s keine starke Kombi zu vermelden. Die eSIM ist ganz im Gegenteil eher zu Laufzeittarifen erhältlich: o2 Free, Vodafone Red oder Vodafone Young und Blau Allnet Laufzeitverträge sind die Tarife, an die ihr euch halten müsst.

Ausnahme: Die Telekom bietet die eSIM auch im Prepaid-Tarif an. Allerdings nur als Hauptkarte, eine MultiSIM-Unterstützung gibt es dort nicht. Und EDEKA smart hat die eSIM ebenfalls für euch

eSIM für Smartwatches, Smart-Wear und smartes Leben

Die schmale Übersicht zeigt aber auch: Die eSIM wird wohl nicht nur für Handys relevant. Sondern vor allem in Smartwatches oder intelligenten Haushaltsgeräten zum Einsatz kommen.

Zum Beispiel in Waschmaschinen, Kaffee- und Küchenmaschinen (Tchibo QBO, Vorwerks Temial und ALDIs Küchenmaschine mit WLAN sind sicherlich nur Vorstufen), Kühlschränken, Autos etc.). Und dort das »Internet der Dinge«, die smarte Vernetzung im Alltag, vorantreiben.

Mehr SIM-Karten als Einwohner

Ein großer Vorteil für Mobilfunkanbieter: Der Verkauf von neuen Handyverträgen wird erweitert und somit Neugeschäfte forcieren. Zwar übersteigen schon jetzt die SIM-Karten-Zahlen in Deutschland die tatsächlich hier lebenden Einwohner (über 135 Mio. SIM-Karten sind im 3. Quartal 2018 laut BNetzA registriert).

Die eSIM dürfte das Vertragsaufkommen jedoch noch mal beschleunigen. Deshalb ist auch klar, warum die Netzbetreiber sich diesem möglichen neuen Alltagstrend nicht verschließen. Vor allem, wenn Kooperationspartner Geräte mit smarten Funktionen entwickeln wollen ;-).

Vorteile der eSIM-Karte

Die Vorteile der Mobilfunknetzbetreiber liegen auf der Hand, doch wie sieht’s für uns aus?

  • Convenience wird bei der Einführung der eSIM-Karte groß geschrieben. Und diese Bequemlichkeit äußert sich darin, dass ihr eure  SIM-Karte nicht mehr wechseln  oder gar auf das richtige SIM-Karten-Format  (Nano, Micro etc.) zuschneiden müsst.
  • Durch ihre  (kleine) Größe  ist es möglich, die eSIM in kleine smarte Alltagshelfer wie Fitnessband (Activity-Tracker) oder Smartwatch einzubauen. Immer mehr kleine elektronische Geräte werden so mit Mobilfunktionen ausgestattet, ohne dass ihr sie erst mit eurem Smartphone koppeln müsst.
  • Der Postversand für die Zustellung einer physischen SIM-Karte entfällt, im Grunde kann die eSIM binnen weniger Minuten / Stunden »umprogrammiert« werden und ist sofort einsatzbereit, wenn ihr euer Endgerät zugestellt bekommt.
  • Auf einer eSIM könnten theoretisch auch mehrere Anbieterprofile hinterlegt werden, sodass ihr theoretisch zwei Handyverträge parallel nutzen könnt. Dafür war bislang die Anschaffung eines Dual-SIM-Smartphones notwendig.

Fazit zu den Vorteilen

Einfacher, schneller, bequemer: Die Einführung der eSIM soll es Verbrauchern ermöglichen, unkompliziert ihre Profile auf immer mehr Endgeräte, die künftig nicht nur Smartphone oder Smartwatch, sondern auch Kühlschrank oder Kaffeemaschine heißen, übertragen und einrichten zu können. Das wird für die Alltagsdurchdringung smarter Elektronik im Haushalt sicherlich zu einem wichtigen Baustein.

Nachteile der eSIM

Bequemer? Einfacher? Schneller? Es gibt auch Hindernisse, die sicherlich für Negativerfahrungen sorgen werden. Leider.

  • Ist die  eSIM kaputt  (also wirklich defekt), muss das ganze Gerät eingeschickt und nicht lediglich eine SIM-Karte ausgetauscht werden. Ob eine eSIM anfälliger für technische Defekte ist als eine normale SIM-Karte, steht in den Sternen, plausibel wäre das aber nicht. Aber: Einer der häufigsten Reparaturgründe für Smartphones ist der Wasserschaden: Gut möglich also, dass mit dem Gerät eure eSIM und damit auch euer Vertrag erst einmal absäuft …
  • Was den  Datenschutz  betrifft, dürfte die technische Entwicklung wieder einmal schneller sein, als grenzüberschreitende Regularien. Wie gläsern werden Nutzer tatsächlich gegenüber Mobilfunknetzbetreibern, die ja dann bald auch wissen, was der Kühlschrank automatisch (nach-)bestellt?
  • Die Standards werden aktuell noch verabschiedet, sind keineswegs fix. Bis man sich also auf einen  einheitlichen Standard  für die eSIM geeinigt hat, der für alle Netzbetreiber und für alle Gerätehersteller verbindlich ist, dürfte noch Zeit ins Land gehen. Vor allem in puncto Datenschutz: Wo sollen die Daten für alle Kunden zentral gespeichert werden, wer bekommt Zugriff, wie werden diese Daten geschützt? Eine Mammut-Aufgabe, wo »Daten-Lecks« programmiert sind.
  • Wird es wirklich so einfach sein, zu seinem neuen Handyanbieter zu wechseln? Netzbetreiber dürften kein Interesse daran haben, dass Kunden schnell zum günstigsten Handytarif im Vergleich wechseln. Vermutlich klingt der Mechanismus flexibler, als er in Wirklichkeit ist. 😉
  • Wo bleiben die weitaus günstigeren Tarifanbieter und Discounter mit ihren eSIM-Angeboten? Heißt: Weniger Auswahl beim günstigen Handyvertrag, wenn das Angebot limitiert ist.
  • Wie bereits erwähnt:  Nur wenige Geräte  sind überhaupt mit eSIM versehen. Eine Umrüstung alter Smartphones dürfte nicht möglich sein.
  • Bei  Verlust oder Verkauf  müsst ihr verstärkt darauf achten, das aktivierte eSIM-Karten-Profil zu löschen. Sonst können Diebe oder Käufer nämlich mit eurem Handy  bzw. Gerät Schindluder betreiben. Zum Löschen sind mitunter gute Smartphone-Kenntnisse notwendig. Das dürfte zu Komplikationen und Missbrauch führen, zumindest bei unbedarften Nutzern.

Fazit zu den Nachteilen

Die eSIM-Vorteile klingen plausibel, definitiv. Zumindest in der Theorie. Doch meines Erachtens überwiegen noch so viele Unwägbarkeiten, dass ein reibungsloser Start der eSIM eigentlich wenig wahrscheinlich ist. Statt sauberer SIM-Mechanik kommen Unsicherheiten hinzu. Kann die eSIM gehackt werden? Wohin fließen die Daten und Nutzerprofile? Was wird tatsächlich alles gespeichert und an wen übertragen? Der Siegeszug der eSIM zur Standard-SIM wird ein stolpersteiniger Weg. Keine Laufbahn, auf der rasantes Tempo aufgenommen wird. So zumindest meine vorsichtige, nicht apokalyptische Prognose heute. Es wartet jedenfalls noch jede Menge Arbeit.