Soll ich die Aktie „Cobalt 27“ kaufen?

Das kann klappen – muss aber nicht klappen. Kurzfristige Vorhersagen auf Rohstoffe sind immer so eine Sache. Und ob ein Unternehmen das Rohstoffe einfach nur hortet ein gutes Geschäftsmodell ist, da habe ich ehrlich gesagt meine Zweifel.

Zudem hat COBALT 27 in den letzten sieben Jahren keinerlei Umsätze gemacht. Dafür haben Sie Jahr für Jahr einen Verlust ausgewiesen. Sodann sind sie auch noch in Kanada gelistet. Das ist für mich ein Warnhinweis. Das Wort „Rohstoff“ im Zusammenhang mit dem Wort „Kanada“ löst bei mir sofort einen Reflex aus: Vorsicht.

Die meisten Betrügereien mit Rohstoffaktien laufen über ein Listing in Kanada. Die Unternehmen werden dann über eine geschickte PR-Kampagne von deutschen Börsenbriefen gehypt. Und am Ende sind die Aktionäre die Dummen. Die Besitzer des Unternehmens und die deutschen Börsenbriefe aber haben Kasse gemacht.

Langfristig fallen Rohstoffpreise

Zudem gibt es auch noch ein ganz grundsätzliches Bedenken gegenüber einem Investment in Rohstoffe. Das hat nichts mit den kurzfristigen Aussichten von Cobalt oder Kupfer oder Lithium zu tun. Kurzfristig mögen die Cobaltpreise nach oben gehen. Und die Kupferpreise meinetwegen auch. Langfristig allerdings ist das sehr unwahrscheinlich.

Langfristig sind Rohstoffe, ebenso wie Gold- und Silberminen kein gutes Investment. Sie durchlaufen Boom-and-bust-Zyklen. Du kannst das am Chart oben gut sehen. In 35 Jahren ist der XAU-Index, der Gold- wie Silberminen enthält, nicht um einen einzigen Punkt gestiegen. Er hat eine große Zahl an extremen Schwankungen hinter sich gebracht: Von 80 auf 160. Von 160 auf 40. Von 40 auf 220. Von 220 auf 40. Aber er ist nicht gestiegen.

Vielleicht verstehst du jetzt, warum es im Depot von grossmutters-sparststrumpf keine Gold-und keine Silberminen-Aktien gibt. Sie sind kein gutes Langfristinvestment.

Rohstoffpreise steigen – derzeit

Ich gehe davon aus, dass für Rohstoffe wie Cobalt und Kupfer derzeit boomdran ist. Ein boom führt zu höheren Investitionen der Minengesellschaften. Höhere Investitionen führen zu einem höheren Angebot am jeweiligen Rohstoff. Das höhere Angebot führt irgendwann zu einem Überangebot – und dann fallen die Marktpreise wieder stark nach Unten. Auf boom folgt bust.

In Boom-Phasen einen kleinen Teil seines Geldes auf Minen-Aktien zu setzen, das ist kein Fehler. Ich habe das mit der Aktie von SOUTHERN COPPER selber auch gemacht. Aber auf Dauer ist das nichts.

Auf ganz lange Sicht fallen Rohstoffpreise sogar. Das ist auch logisch, wenn du dir die Großgeräte anschaust, die dort im Tagebau und auch unter Tage eingesetzt werden. Die Produktion wird ja über lange Zeiträume stets billiger – das ist der Erfindungsreichtum des Menschen.

Auf Rohstoffe zu setzten ist also eine Wette gegen den menschlichen Geist. Der menschliche Geist erfindet stets etwas Neues. Daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Wer gegen den menschlichen Geist wettet, der ist schlecht beraten.

Der Wert von Firmen liegt in ihrem geistigen Potential

Wer auf die Aktie von APPLE setzt, der setzt auf den menschlichen Geist. Er setzt darauf, dass den Mitarbeiter von APPLE stets etwas Neues einfällt, was die Kunden des Unternehmens so sehr begehren, dass sie es unbedingt kaufen wollen. Nicht anders ist es bei der Aktie von AMAZON. Oder der von FACEBOOK. Auch hier setzt du auf den Einfallsreichtum von Menschen.

Steigen Rohstoffpreise denn gar nicht?

Die Antwort lautet: Es kommt darauf an. Es kommt darauf an, ob du dir nur den Preis in Dollar anschaust – oder ob du dir inflationsbereinigte Zahlen anschaust.

Hier kommt ein Chart für den Kupferpreis. Du siehst, dass der Preis von Kuper – wie nach der Boom-and-bust-Theorie angenommen – starken Schwankungen unterliegt.

Kupfer startet bei einem Preis von 0,5287 Dollar je Pfund im Jahr 1971. Und es endet bei 3,0910 Dollar je Pfund im November 2017. Das ist ein deutlicher Anstieg. Aber wenn du einen Inflationsrechner nimmst, dann stellst du fest, dass Kupfer in den letzten 46 Jahren nicht etwas teurer, sondern sogar billiger geworden ist. Inflationsbereinigt sind aus 0,5287 Dollar im Jahr 1971 bis heute nämlich 3,21 Dollar geworden.

Nicht anders ist es beim Preis von Eisenerz. Dort stieg der Preis (je Tonne) von 11,42 Dollar seit 1960 bis auf 71,76 Dollar heute. Inflationsbereinigt müsste Eisenerz aber jetzt 96,06 Dollar kosten, nur um genauso teuer zu sein, wie im Jahre 1960. Auch Eisenerz ist also in diesen Jahrzehnten billiger geworden.

Im Depot von SOUTHERN COPPER weiterhin der einzige Rohstoffwert. Kupfer befindet sich derzeit in einem Boom-Zyklus. Die Gewinne von SOUTHERN COPPER steigen deshalb stark an. Das kann auf Sicht von zwei bis drei Jahren noch so weitergehen. Dann werde ich die Aktie vermutlich verkaufen.